Bergbau in Sulzbach-Rosenberg

 Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss
Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
									
								Kohlebergbau in Bayern/Oberbayern
Die
						 bayerische Kohle galt in der Frühphase der Industrialisierung als 
						wichtiger Stoff für den wirtschaftlichen Aufstieg im südlichen 
						Königreich Bayern. Die Industriestädte Augsburg und München benötigten 
						große Mengen von Heizmaterial ebenso die Salinen und Sudhäuser der 
						Brauereien, gleichermaßen der Betrieb von Dampfmaschinen. Wenn auch der 
						Heizwert der Pechkohle verglichen mit der Steinkohle geringer war, die 
						kurzen Wege zum Verbraucher waren entscheidend. Und auch der in Bayern 
						früh begonnene Ausbau von Eisenbahnverbindungen war eine gute 
						Voraussetzung für den Vertrieb der Pechkohle.
Vor
						 rund 40 Millionen Jahren, im erdgeschichtlichen Tertiär, gab es im 
						Gebiet der heutigen Alpen ein sogenanntes Nord- und Südmeer und 
						dazwischen war Festland. Das damals herrschende subtropische Klima und 
						die günstigen Wachstumsbedingungen in den Sümpfen ließen Moore 
						entstehen, die phasenweise unter dem Meeresspiegel lagen und sich 
						Schichten bildeten. Durch den Luftabschluß und dem Druck der darüber 
						liegenden Schichten bildete sich im Verlauf der Jahrmillionen die Kohle,
						 zuerst die Weichbraunkohle, dann die Hartbraunkohle. Durch die Bildung 
						der Alpen hob sich das Gebiet und durch Verwitterung und Abtragung kamen
						 die kohleführenden Schichten mit bis zu 1,50 mtr dicken Flözen zum 
						Vorschein.
Dem Besucher der 
						First-Class-Urlaubsregion in Oberbayern von Schongau bis Miesbach wäre 
						doch kaum in den Sinn gekommen nach Zeugnissen und Relikten des 
						Kohlebergbaus zu suchen. Und doch gibt es sie.Der zeitgeschichtlichen 
						Bedeutung nach hat im Pechkohlebergbau Hohenpeißenberg/Peißenberg  eine 
						wichtige Rolle gespielt, auch weil König Ludwig I. um 1837den 
						staatlichen Bergbau angeordnet hatte. Ab 1840 wurde dort Kohle 
						gefördert. Der Bergbau wanderte 1869 vom Hohenpeißenberg in Richtung 
						Peißenberg und 1875 verlegte die königliche Grubenverwaltung ihren Sitz 
						dorthin. Nach Errichtung einer neuen Schachtanlage erreichte Peißenberg 
						in den  1930er Jahren eine Fördermenge von 500.000 to/Jahr; im Jahre 
						1963 arbeiteten noch 3.500 Arbeitnehmer für den Bergbau. Die  in der 
						Folgezeit eingetretenen Absatzprobleme und die allgemeine Kohlenkrise 
						führten dann im März 1971 zur Schließung des Bergwerks.     
Die
						 Kohlenfunde im Distrikt Benediktbeuren/Penzberg reichen zurück bis 
						1557.Bereits um 1756 wird eine „Stainkoln-Zeche“ am Spensberg erwähnt. 
						In der Folgezeit werden immer wieder Schächte abgeteuft und schließlich 
						der Abbau auf die Nonnenwaldmulde konzentriert. In 1792 erkundete der 
						bayerische Berg-und Münzrat Matthias von Flurl im Auftrag des Kurfürsten
						 das bayerische Gebirge,um nach Bodenschätzen zu suchen und 
						vermeldete:“Jenseits der Loysach treffen sich im Benedektinbairischen 
						mehrere Flötze von Steinkohlen an.“Vier Jahre später öffnete die Carl 
						Theodor-Zeche in Penzberg, für die Wertpapiere ausgegeben wurden und die
						 als die Ältesten Bayern gelten können. Die Zeche erwies sich wegen der 
						hohen Transportkosten als unrentabel und stellte den Betrieb ein, wurde 
						mit Beginn der Industrialisierung aber dann wieder belebt. Unter dem 
						Einfluß des entstehenden Eisenbahnnetzes und der Konkurrenzsituation mit
						 der Miesbacher Steinkohlengewerkschaft kam es 1869 zur Fusion mit 
						dieser und nur 1Jahr später wurde daraus die „Oberbayerische 
						Actiengesellschaft für Kohlebergbau“. 
Von 
						1952-1956 wird die Nonnenwaldschachtanlage modernisiert und mit weiterer
						 Rationalisierunug und  erreichte die Grube mit 1.300 
						Belegschaftsmitgliedern eine Tagesförderung von 5.000 to. Im September 
						1966 wird die letzte Schicht verfahren.           
Bleibt das 
						Bergwerk Hausham, das mir in besondere Erinnerung ist, weil ich seit 
						1956 im  Jugendheim der IG-Metall im nahe gelegenen Schliersee Lehrgänge
						 gestaltet habe und viele Erfahrungsgespräche der Haushamer Kumpels und 
						des Betriebsrats miterlebt habe. Und nicht zu vergessen, eine 
						Grubenfahrt. 
Im Jahr 1860 beginnt der Bergbau 
						in Hausham und 1871 wird der erste Schacht abgeteuft, dem Schritt für 
						Schritt weitere folgten. Der zunächst schwierige Abtransport der 
						geförderten Kohle verbesserte sich entscheidend, als 1869 die 
						Eisenbahnstrecke Holzkirchen-Miesbach  bis nach Schliersee verlängert 
						wurde. 
Nach 1900 boomte der Kohlebergbau und 
						die Förderleistung betrug bis zum Ersten Weltkrieg 350.000 to/Jahr; 
						Hauptabsatzgebiet waren Niederbayern und Österreich, wobei durch die 
						Verbesserung der Transportwege ermöglicht wurde, Haushamer Kohle über 
						Inn und Donau bis nach Wien zu schicken. Zwischen 1934 und 1936 wurde 
						die gesamte Bergwerksanlage umgebaut und modernisiert; die Förderung 
						erreichte danach 450.000 to/Jahr.In 1953 bot die Grube 1.600 Bergleuten 
						einen Arbeitsplatz. Auch Hausham traf die allgemeine europäische 
						Kohlenkrise und am Ende war der Ölpreis die Ursache für die Schließung 
						des Haushamer Bergbaus in 1966. Bis dahin hatte die Grube Hausham 25 
						Mill.Tonnen Pechkohle gefördert.   
Heute erinnert der 40 
						Meter hohe Förderturm des Klenzeschachts an die Bergbauzeit in der 
						Region. Er ist das einzige erhaltene Denkmal der Bergbauepoche in 
						Oberbayern. 
© Manfred Leiss
