Bergbau in Sulzbach-Rosenberg

 Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss
Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
									
								Die Sulzbacher Erzgruben
Den Grundstein für die
												Sulzbacher Erzgruben wurde gelegt durch einen Vertrag im Januar 1859,
												demzufolge das Sulzbacher Erzrevier zum Preis von 170.000 Gulden von Graf
												Poninsky gekauft wurde. Dies schloss die Grubenfelder Etzmannsberg, Karoline,
												St. Anna, St.Georg, Fromm und Eichelberg ein. Es war ein entscheidender Schritt
												für die Erzversorgung der Maxhütte, obgleich dieser Kauf die finanzielle Kraft
												des Unternehmens fast sprengte. 
Die Grube Etzmannsberg
												lieferte um diese Zeit 4653 Seidel, Lobenhof 1714 und Siebeneichen 1545 Seidel.
												Im Protokoll der Generalversammlungen April 1860 wird für die Grube
												Etzmannsberg eine Förderung von 30192 Seidel ausgewiesen, für Siebeneichen
												4421, für St.Georg 3272 Seidel.    
Auf dem Gelände eines
												Kalksteinbruchs, gegenüber dem Dorfe Rosenberg und entlang der Bahnlinie wurde
												die neue Hochofenanlage projektiert; 1864 nahm der erste Hochofen in Rosenberg
												seinen Betrieb auf. 
Mit der verbesserten Technik
												(Winderhitzer) kam 1865 ein zweiter Hochofen hinzu. Bis Ende 1859 war die Maxhütte
												mit ihren Erztransporten, ja mit sämtlichen Transporten auf die Landstrassen
												angewiesen. Der Eröffnung der bayerischen Ostbahnlinien verdankt die Maxhütte
												in dieser geschichtlichen Phase ihre rasante Entwicklung. 
Zur Steigerung der Förderung
												der Sulzbacher Gruben wurden die Schächte auf Etzmannsberg und Siebeneichen
												vertieft. Wegen der noch nicht optimal fördernden Sulzbacher Gruben musste die
												Maxhütte mit dem kgl. Bergamt Amberg einen Erzlieferungsvertrag abschließen;
												außerdem erwarb das Unternehmen Erzkonzessionen bei Arzberg und im Bergamt
												Steben/Oberfranken. 
Nach einem sich von Januar
												1868 bis Mitte 1869 hinziehenden Briefwechsel mit der Maxhütte, Burglengenfeld,
												schlossen das Königliche Bergamt Amberg und die Maxhütte bei Burglengenfeld am
												15.Juni 1869 einen Erzlieferungsvertrag.
												Die Maxhütte verpflichtete sich danach „vom
												Jahre 1870 an jährlich 80 000 Seidel Erz aus dem hiesigen Bergbau bis Schluss
												des Jahres 1878 abzukaufen, welches Ablieferungsgarantien vom Kg. Bergamt nur
												so lange gewährt wird, als die Verhältnisse des Bergbaus und die notwendige
												Rücksichtnahme auf die inländischen Hüttenwerke eine solche Abgabe gestatten.“ ( 1 Oberpfälzer Seidel = 105 Liter = 272 bis 350 kg
												Erz)
Vertrag mit Eduard Kick
Dass die Maxhütte
												entschlossen war, die in unmittelbarer Nähe gelegenen Erzvorkommen zu nutzen,
												zeigt der im Juni 1867 zwischen Eduard Kick und der Maxhütte (Fromm)
												geschlossene Vertrag. Danach überließ E. Kick der MH sein bei Altenricht
												gelegenes Eisensteingrubenfeld der Maxhütte zur Ausbeutung: 
„Die Maxhütte übernimmt den Betrieb vorgenannten
												Eisensteinfeldes auf eigene Kosten und verwendet den geförderten Eisenstein zum
												Hochofenbetrieb. Dieselbe macht zu diesem Zwecke die nöthigen Vorarbeiten durch
												Abteufen von Schächten usw., kurz sie betreibt die Grube ganz nach ihrem
												Ermessen und hat auch alle daraus entstehenden Kosten zu tragen.“
Die Maxhütte konnte den
												Schacht nach Belieben abteufen und es war ihr erlaubt, nur so lange zu fördern,
												als es sich rentiert. „Für jedes Bergseidel(Amberger Maß = 120 l Erz )
												abgefahrenen Eisensteins erhält Herr Kick von der Maxhütte eine Abgabe von
												sechs Kreuzer“, unter der Voraussetzung der zumutbaren und rentablen Förderung.
1874 erreichte Etzmannsberg
												die höchste Förderung, nachdem schon 1873 mit dem Abteufen des Schachtes
												Karoline begonnen worden war, der allerdings erst 1886 in Betrieb ging. 
Ein Dokument aus dem Jahre
												1874 ist mit heutigen Augen betrachtet, etwas Besonderes. 
Der Eisenwerkgesellschaft
												Maximilianshütte widmete der Gemeindeausschuss Rosenberg eine „Bürgeraufnehmensurkunde“; darin
												verlieh er der Maxhütte das Bürgerrecht für die Landgemeinde Rosenberg. Damit
												konnten die bei ihr Beschäftigten rechtlich zu Bürgern erklärt werden, was mit
												Wohnrecht verbunden war. Die Handwerksmeister als gesetzte Bürger mussten aber
												dafür eine Gebühr entrichten.  
Spitzenwert bei der Erzförderung in 1874
Umgerechnet in Zentner
												(Centner)betrug die Gesamtförderung
												1.457853 und verteilte sich auf die 
Gruben wie folgt: Etzmannberg
												61568 Seidel, Siebeneichen 28679, Lobenhof 44555, Crumbacher Gruben 28425
												Zentner, Hersbrucker Gruben(Rös`chen) 10690 Zentner, Königstein(Amalie) 28985
												Zentner. Camsdorfer Gruben 91521 Tonnen Spatheisen und 32247 Tonnen
												Brauneisenstein, Grube Bergmannshoffnung Ilmenau 12169 Zent. Eisenstein und 4000
												Zent. Brauneisenstein; dazu lieferte Lobenstein 7200 Zentner. 
Von den Sulzbacher Gruben
												wurde Siebeneichen am Eichelberg im Juli 1879 stillgelegt, weil die Grube
												ausgeerzt war; sie hatte 1874 noch einen Spitzenwert der Förderung mit 28985
												Seidel erreicht. 
Die Förderung auf
												Etzmannsberg erwies sich mit 46 Pfennig pro Hektoliter als kostengünstig im
												Vergleich zu den viel höheren Förderkosten der Staatsgruben in Amberg; der zu
												Ende gegangene Erzlieferungsvertrag wurde deshalb auch nicht erneuert. 
Im Jahre 1879 erwarb E. Fromm
												das Entphosphorungspatent nach
												Thomas für das bayerische Staatsgebiet; in Rosenberg wurde ein Thomaswerk
												errichtet und ab 1889 dieses Verfahren voll eingesetzt. Es sei notwendig, so
												Fromm, „dass die Maxhütte noch weitere Erzlager im Sulzbacher und dann auch im
												Auerbacher Revier aufsuchen, erbohren und erschließen muss.“ 
Die Verwertung der im
												Stahlwerk anfallenden Schlacke hat die Maxhütte selbst in die Hand genommen und
												das Rosenberger Thomasmehl genoss bald einen guten Ruf und wurde werbend
												angepriesen.  
Im Geschäftsjahr 1881 wurde
												für die Sulzbacher Gruben mit 108 Belegschaftsmitglieder eine Förderleistung
												von 224.319 hl Erz notiert. Unterdessen gab es wieder Anzeichen, dass der
												bayerische Staat in Amberg ein Hüttenwerk errichten wolle. Eine knallharte
												Abwehrposition dazu findet sich im Bericht des Rosenberger Betriebsleiters: „Das ganze Bayernland ist durch eine
												ultramontane Clique in Aufregung versetzt, um die Regierung zu bestimmen, in
												Amberg ein Staatshüttenwerk zu errichten.
 Man nennt die
												Maxhütte ein gottloses Unternehmen, durch das das ganze Land ausgebeutet wird,
												dazu ist sie nicht mal ein patriotisches Unternehmen, weil die meisten
												Dividenden ins Ausland fließen sollen.“
												
Und der Rosenberger
												Betriebsmann folgert: „Mit dem Staat ist schwer zu konkurrieren, wenn er für
												den eigenen Bedarf arbeitet, denn mag gewonnen oder verloren werden-, der
												Betrieb geht fort.“(zitiert nach H.Fromm) Für den Erztransport nahm 1883 die
												Drahtseilbahn von den Sulzbacher Gruben nach Rosenberg ihren Betrieb auf. 
Nach den 1888 begonnen
												Bohrversuchen auf Grubenfeld Delphin wird bis 1890 ein Schacht errichtet; die
												Erzgewinnung ist zunächst schwierig, normalisiert sich aber ab 1894. Ab 1893
												begann der neue Etzmannsberg- Schacht zu fördern; der bayerische Erzvorrat
												wurde zu diesem Zeitpunkt mit 7 Millionen Tonnen veranschlagt. 1895 wurde das
												Grubenfeld “Fromm“ durch einen Schacht erschlossen, der bis 1943 förderte. 
Geschäftsordnung für die Gruben
Mit dem Erlass einer
												Geschäftsordnung für die Gruben der MH im Juni 1897, mit Nachtrag vom Oktober
												1901, wurde infolge des Todes von Fritz Werlisch den handelnden Ingenieuren
												eine gewisse Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit zuerkannt.
												Bemerkenswert der § 4 : 
„Wegen des engen Zusammenhangs der Gruben mit den
												Hochöfen haben sich die betreffenden Herren stets über alle diesbezüglichen
												Fragen zu verständigen und muss es dem Hochofenchef namentlich hinsichtlich der
												Qualität der zu fördernden Erze frei stehen, sich im betreffenden Fall von dem
												jeweiligen Stand der Erze in den Gruben durch Befahren derselben zu überzeugen,
												und wird derselbe auch an den gemeinschaftlichen Berathungen teilnehmen.“ 
Geregelt wurde auch gleich
												die Zeichnungsberechtigung von Werlisch (jun.) bei Grundstückserwerb sowie das
												Vertretungsrecht der Maxhütte im Knappschaftsvorstand. Wenn man an die späteren
												Mauscheleien über die Bestimmung des Fe-Gehalts denkt, war diese
												Geschäftsordnung eine klare Angelegenheit. 
Auch im Jahre 1895 wurde der
												Maxhütte auf Antrag gestattet in Rosenberg auf ihrem Grundstück für die Zwecke
												des Steinbruchs im Hüttenwerk einen Pulverkeller
												anzulegen. Für den Umgang mit Pulver erhielten vier Berechtigte
												Erlaubnisscheine. Dem gut erhaltenen Situationsplan vom 18.Juli 1897  haben die Anlieger eine Woche später zugestimmt
												und die Gemeindeverwaltung Rosenberg erklärte sich am 17.Juli 1897 mit dem Bau
												einverstanden. 
Das Kalkwerk Annaberg nahm 1896 den Betrieb auf  und wurde mit der Hütte durch eine
												Seilbahn  verbunden. 1907/1908 erhielt
												Rosenberg von diesem Werk 19.000 to Kalk; diese Menge reichte aber für den
												geplanten 4-Hochofenbetrieb nicht aus. In der Nähe von Lengenfeld erwarb man
												deshalb Grundstücke mit Kalkvorkommen und begann 1909 mit der Herstellung von
												Stahlwerkskalk. 
Es wurde viel gebohrt und
												manche Mutung mit Akribie auf ihre Abbauwürdigkeit untersucht. 
So geschehen im April 1906
												wie aus dem Protokoll über die Fundsbesichtigung bei der Eisenerzmutung “Ernst“
												hervorgeht. Der Fundpunkt war nur 15,5 m von der südwestlichen Markscheide des
												Grubenfeldes „Karoline“ entfernt; das Fundbohrloch befand sich auf dem Acker
												des Christof Sörgel, Bierwirt in Sulzbach. Das gefundene Erz (Körner von
												blauschwarzem Erz mit wenig Braunerz) hatte nur geringen Fe-Gehalt, aber dafür
												über 35 % Mangan. Das angefertigte Protokoll vom 26.04.1906 über die
												Mutungsergebnisse liest sich erwartungsvoll für den Abbau von Mangan, obwohl
												die Maxhütte mit der Suche nach Eisenerz angetreten ist. 
In 1910 wurde die Reichweite
												der Erzvorräte aller Erzgruben der Maxhütte bei einer Jahresförderung von
												230.000 to auf 154 Jahre geschätzt und die Vorräte in Bayern mit 35 Mio to
												angegeben. 
Rechtstreit um Großalbershof 
Einen aufwendigen, mit
												Gutachten belegten Rechtstreit um die Eisenerzmutung Großalbershof I führte die
												MH vor dem Verwaltungsgerichtshof München in 1913. Gegner war die
												deutsch-luxemburgische  Bergwerks- und
												Hüttengesellschaft in Differdingen, die ihren Fundort „Wilhelm“ gefährdet sah. 
Der Gerichtshof entschied
												zugunsten der Maxhütte auf der Basis des 1910 gestellten Mutungsantrags für eine
												Eisenerzgrube “Großalbershof I“. Das durch Laborgutachten der Maxhütte auf
												19,73 % Eisen  als geringwertig taxierte
												Vorkommen, dürfte der Entscheidung dienlich gewesen sein. 
Mit dem Abteufen des
												Klenze-Schachts 1910 verlagerte sich der Schwerpunkt der Förderung von
												Etzmannsberg nach Karoline; später wurden die drei Gruben Fromm, Etzmannsberg
												und Karoline untertage durch eine Förderstrecke verbunden und die gesamte
												Erzförderung am Klenze-Schacht konzentriert; dieser wurde dann 1962
												stillgelegt. Als technische Innovation ist die Elektrisierung der Sulzbacher
												Gruben in 1911 zu vermelden und dazu die guten Bohrergebnisse im Gebiet der
												eingestellten Gruben Eichelberg und Lobenhof, mit optimistischen Prognose einer
												neuen Erzreserve von 2,5 Mio to und einem Fe-Gehalt von 52 %. Die Maxhütte
												übernimmt sämtliche Kuxe der Gewerkschaft Wittelsbach.  
In den vertraulichen
												Berichten der Unternehmensleitung der Maxhütte findet man sehr detaillierte
												Darstellungen über die Sulzbacher Gruben: 
Im Geschäftsjahr 1919/1920 betrug
												die Förderung der Grube Etzmannsberg 19 061 to; die Schachtanlage Fromm konnte
												trotz eines Grubenbrandes eine Förderung von 39 587 to aufweisen. Karoline
												erreichte mit 39 402 to fast die gleiche Fördermenge; die Fördersohle
												unterquerte den Judenfriedhof.(sh.auch Vertrag mit der jüdischen Gemeinde) 
Im als geheim bezeichneten
												ergänzenden Bericht über das Geschäftsjahr 1921/1922 heißt es, dass die
												Sulzbacher Gruben von größeren Störungen verschont blieben und die Leistungen
												dank der gesteigerten Arbeitswilligkeit der Belegschaft sich gebessert haben.
												Im Bericht des Geschäftsjahres 1918/ 19 war noch von abgefallener Leistung die
												Rede gewesen und das zitierte geringe Arbeitsinteresse der Belegschaft hatte
												sich auch auf den Fe-Gehalt des geförderten Erzes ausgewirkt. 
Die Gesamtförderung der
												Sulzbacher Gruben betrug 131 378 to. Gefördert wurde zunächst nur auf
												„Karoline“ und „Etzmannsberg“, während „Fromm“ nach Wiederherstellungsarbeiten
												erst im Juli 1921 die Förderung aufnahm; letztere erreichte auch die größte
												Produktivität mit einer Schichtleistung von 1,446 to pro Kopf. 
Vom 13. Oktober bis
												17.November 1924 war die Belegschaft der Sulzbacher Gruben von der großen Aussperrung in Bayern betroffen. 
1954 wurde mit dem Bau der
												Schachtanlage “St. Anna“ begonnen, die Förderung 1958 aufgenommen und wegen
												Erschöpfung des Erzvorrats 1974 stillgelegt. Die Abteufarbeiten des Schachtes
												Eichelberg zogen sich von 1965 bis 1967 hin und der planmäßige Erzabbau datiert
												von 1974. 
Großes Fördervolumen an Erz
Die Erzförderung der
												Maxhüttengruben wurde im Geschäftsjahr 1950/51 mit 424.200 to registriert und
												stieg im Folgejahr auf 485.800 to. Die Erzförderung aus den Sulzbacher
												Erzrevieren seit 1858 bis 1974 betrug 21 Mio to. Ein Spitzenwert wurde im
												Geschäftsjahr 1958/59 mit mehr als 603 759 to und über 1.100 Beschäftigten
												erreicht. Im Geschäftsjahr 1963/1964 notierte Auerbach eine Förderung von 438
												000 to und überrundete damit Sulzbach, das noch 429 000 to Erz förderte.
												Fortan, bis zu Beendigung der Förderung im Sulzbacher Revier, war Auerbach der
												Menge nach die erste Adresse. 
Welch große Bedeutung die
												Maxhütte der Prospektion der Eisenerzförderung zumaß, zeigt der ausgewiesene
												Grubenfeldbesitz. 
Noch in der Ära Röchling im
												Berichtsjahr 1927/28 betrug der Gesamtbesitz 53079 Hektar, davon in Bayern
												24466 ha, in Thüringen 26736 ha und 1807 ha in Preußen bzw. Sachsen. Die MH
												besaß am 01.04.1927 insgesamt rd. 921.000 Hektar Grundstücke, davon rd. 309.000
												ha Betriebsgrundstücke. 
Ein Blick auf die
												Tagesverdienste im Bergbau um diese Zeit zeigt, dass die Bergleute der
												Thüringer Erzgruben mit 7,56 Mark gegenüber denen in den bayerischen Erzgruben
												mit 6,72 Mark einen Lohnvorsprung hatten.                       
Kennzahlen Sulzbacher Gruben (Aufschreibung MH-Technik, Stand Mai 1946)
Geschäftsjahr           Förderung (Braunerz)           Beschäftigte    durchschn.Stundenlohn 
1904/05                                                                        
												213 
1908/09                                                                 
												       236 
1913/14                                                                        
												356 
1917/18                                                                        
												332 
1920/21                                                                  
												      358 
1926/27                              
												204.811 to                           382                                      
												
1927/28                              
												294.689 to                           504                    
1929/30                               279.656 to (Fe:47,55 %)       458 
1930                                   
												136.110 to                          441
1931/32                              
												205.401 to                          386                       0,689
												Mark
1932/33                               190.539 to                          342                       0,619 
1936/37                              
												344.451 to                          574                       0,734
1939/40                              
												379.415 to                          604                       0,808 
1940/41                              
												392.292 to                          619                       0,825 
1944/45                              
												113.868 to                          486                       0,815 
1950/51                               267.433 to                          619  
1953/54                              
												348.076 to                        
												699
1958/59                              
												603.759 to                      
												1073 (Höchststand)  
1963/64                               429.759 to 
1969                                    400.985 to 
1974                                    177.352 to 
1978                                    geschlossen
(durchschnittliche Analyse
												des Fe-Gehaltes im Feuchten; 1939/40 wurde der Fe-Gehalt für Karolinenerz und
												Frommerz mit 45,85 % notiert); Karolinenerz erreichte einen Spitzenwert 
von 47 % Fe. Die Leistung je
												Gedingeschicht schwankte von 3.74 bis 4.32 to; die Selbstkosten je Tonne
												betrugen im Jahresdurchschnitt 3.44 Mark. 
												
Beim Verbrauch sind zwei
												Spitzenwerte erwähnenswert: 1936/37 wurden 8.926.220 Kubikmeter Grubenholz
												verarbeitet und 1937/38 verbrauchte die Grube Sulzbach 34.430 kg Sprengstoff;
												1944/45 waren es nur noch 6.093 kg Sprengstoff, was ursächlich mit der geringen
												Förderung zusammenhängt, aber auch mit der kriegsbedingten Einsparung von
												Sprengstoff.      
Scheinbare Sorge des NS- Regimes um die Bergleute 
Wie das NS-Regime einen in
												der Grube „Fromm“ verunglückten Bergmann für propagandistische Zwecke nutzte, ist
												im Amberger Tagblatt- Sulzbach-Rosenberger Beobachter, v. 08.10.1934 zu lesen:
												Unser „DAF-Mitglied, Bergarbeiter Kugler verschüttet“. Es werden massive
												Vorwürfe gegen den Betriebsführer erhoben, der es versäumt habe, sofort in die
												Grube einzufahren und „nicht eher den Platz zu verlassen bis sein
												Belegschaftsmitglied lebend oder tot geborgen ist.“ 
Dann wird mit Blick auf die
												Unfallursache gefolgert, dass die
												Arbeiter vielfach durch die niedrigen Akkordsätze und dauernden Kürzungen der
												Gedinge die Sicherungsmaßnahmen nicht so einhalten wie es nach dem Berggesetz
												vorgeschrieben ist. Der NS-Staat wird 
												hier gezwungen sein in den nächsten Jahren energisch durchzugreifen.
												Leben deutscher Arbeiter  kann man im
												heutigen Staate der kapitalistischen Ausbeutung zuliebe nicht aufs Spiel setzen.
												
Die auf Erhaltung ihrer
												Erzbasis bedachte Maxhütte mischte sich 1936 sogar in die Planung der
												Reichsautobahn Chemnitz-Plauen-Naila ein, indem sie eine veränderte
												Linienführung verlangte, um das Grubenfeld „Nikolaus“ nicht zu gefährden. 
Bewertung der Ergiebigkeit von Gruben nach 1945 
Die mit der Überprüfung des
												Erzbergbaus vom Treuhänder und amerikanischer Seite beauftragte Kommission
												löste mit dem vorgelegten Ergebnis kontrovers geführte Diskussionen aus. 
In der Mangel- und Zuteilungswirtschaft
												des Jahres 1947, dazu mit Vorgaben der US-Militärregierung, konnte eine
												betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung zu keinen brauchbaren
												Ergebnissen führen. Die Freigabe von Geldmitteln unter Einschaltung des von den
												Besatzungsoffizieren abhängigen Oberbergamtes verlief abenteuerlich. Dies geht
												aus den Berichten des Flüchtlingskommissars und des Bürgermeister von Haidhof
												hervor. In die Bewertung der sogen. „Weißkopf-Kommission“ waren einbezogen die
												Erzgruben in Sulzbach und Auerbach sowie die Kohlengruben “Austria“ bei Haidhof
												und “Mathiaszeche“ bei Schwandorf. Bereits im September 1945 wurde das der
												Maxhütte gehörende Grubenfeld “Austria“ bei Haidhof und im Oktober 1945 das
												Grubenfeld “Mathiaszeche“ bei Schwandorf in Aufschluß genommen, um den für
												Bayern dringend notwendigen Rohstoff Kohle aus den beiden Feldern zu gewinnen;
												von OMGUS wurde wie für andere 
Gruben auch für bayerische
												Kohlegruben ein monatliches Fördersoll festgelegt.  
Der für den Bergbau als
												verantwortlich eingesetzte  Ing.Schmelzer
												wirft den Gutachtern mit einer gewissen Glaubwürdigkeit bergbautechnisches
												Versagen vor, weil zukunftgerichtete Investitionen unterlassen würden und dafür
												immer die Genehmigungspflicht der finanziellen Mittel als Grund vorgeschoben
												wurde. Das im Bericht der Kommission angeführte Argument, die Selbstkosten der
												Förderung der Erzgrube Sulzbach seien durch eine nicht genehmigte Lohnerhöhung
												gestiegen, widerlegt Schmelzer mit einer Schilderung der Lebens- und
												Arbeitssituation der ersten Nachkriegsjahre. Einige wichtige Punkte aus dieser
												Darstellung sollen im folgendem original wiedergegeben werden:  
„Beim Einmarsch der Amerikaner ersoffen die Sulzbacher
												Gruben. Nachdem wieder Strom
vorhanden war, wurde das Wasser ausgepumpt und bis
												Ostern 1946 die Sulzbacher Grube 
soweit vorgerichtet, überholt und unterhalten, um auf
												Anordnung der Hütte ab Ostern 1946 
Erz fördern zu können. Infolge schlechter
												Ernährungslage und des erhöhten Lebensindexes wurde das Gedingesystem der
												Bergarbeiter in Sulzbach vom unterzeichneten Bergbauleiter im Einvernehmen mit
												dem laut Kontrollratsbeschluß anerkannten Betriebsrat neu festgelegt, nachdem
												sich dieses bis heute bewährte Gedingesystem etwa 3 Monate eingespielt hatte,
												wurde die provisorische Lohnregulierung zwischen Betriebsrat und
												Betriebsleitung durchgeführt. Bei Wiederingangsetzung der Förderung war der
												Tariflohn pro Schicht des Hauers 5,20 RM (Reichsmark).Eine Gewerkschaft war
												noch nicht vorhanden, es fehlte daher der kompetente Vertragspartner. 
Die Geschichte
												der Tarifentwicklung sah etwa so aus: 
1924 waren die Hauerschichtlöhne mit 5,20 RM tariflich
												festgelegt. Im Oktober 1924 betrug der Hauerschichtlohn nur noch 4,80 RM, dann
												wurden die Tariflöhne auf 6,30 RM in 1927 
festgelegt. Mit 6,70 RM war der Schichtlohn für den
												Hauer vor der Brünnigschen Notverordnung 
												ausgewiesen.Die Notverordnung brachte einen 20 % igen Gehälter- und
												Lohnabbau, sodaß der Hauerschichtlohn bis 1932 5,40 RM betrug. Im
												September 1932 musste der Betrieb gesperrt werden, da die Löhne und alle
												Unkosten nicht mehr tragbar waren. 
1933 wurde der Betrieb wieder aufgemacht, mit einem
												selbst vereinbarten Werkstarif (gelber Tarif)
bei 4,80 RM Hauerschichtlohn. Ab 1938 wurde die
												Arbeitszeit um  ¾ Stunden auf 8 ¾ Std. 
erhöht und somit auch der Schichtlohn auf 5,20 RM.
												Hierzu sollte eine Leistungsprämie mit 30 % kommen; sie wurde jedoch nicht
												ausgezahlt, dafür aber der Lohn des Bergarbeiters pro Schicht um 0,27 RM
												erhöht. Da nun 1946 die alten Tarife zusammengebrochen waren, konnte die
												Förderung nur durch eine Lohnregulierung in Gang gesetzt werden. … Nach der
												Lohnregulierung ist tatsächlich auch die Leistung entsprechend angestiegen und
												erreichte ca. 90 % der Friedensleistung.Der tiefere Sinn überhaupt war, dem
												ungelernten, unter dem Existenzminimum verdienenden Erzbergarbeiter ein knapp
												über dem Lebensminimum liegendes Einkommen zu garantieren, da er Schwer- und
												Schwerstarbeiter zumindest so viel erhalten muss, um den Lebensunterhalt mit
												seiner Familie bestreiten zu können. Erst in der 101. Zuteilungsperiode
												wurde der Erzbergbau der US-Zone kalorienmäßig dem übrigen Bergbau (Kohle)
												angeglichen…..Wenn angenommen bei gleichem jetzigen Belegschaftsstand  statt 12.000 t  16.000 t monatlich von den Sulzbacher Gruben
												gefördert würden, wäre unter Berücksichtigung der schon bestehenden Verteuerung
												der Materialien der Selbstkostenpreis des Erzes nicht mehr 9,60 RM, sondern
												etwa 7,50 RM, also ein Verminderung      
												um 22 %.“ 
Mit all diesen Feststellungen
												wollte Schmelzer auf den ursächlichen Zusammenhang von 
Lohn- und Arbeitsbedingungen
												und Leistungssteigerung hinweisen. Mit einigen anderen Wertungen äußert
												Schmelzer auch seinen Ummut über die im Bergbau der MH zu diesem Zeitpunkt
												handelnden Personen. Manche geschilderten Vorgänge lassen den Schluß zu, dass
												zwischen dem MH-Treuhänder, Enzmann und dem Oberbergamt, Oberbergamtsdirektor
												Nagelmann eine rücksichtsvolle Klüngel-Wirtschaft bestand, dazu passte auch
												Bergbaudirektor Dr.Gillitzer (ehemals Wehrwirtschaftführer).
In der Sitzung des Beirates
												der MH am 24.Februar 1950 widmete sich dieser ausführlich dem Bergbau in der
												Region Sulzbach und Auerbach. Bergwerksdirektor Dr.Gillitzer bezeichnete die
												Eisenerzgrube Sulzbach als die Hauptgrube, die z. Zt. das Erz an die Hütte
												Rosenberg liefert. Die Grube erfasse drei Erzvorkommen: Grube Karoline, den
												Erzstock von Etzmannsberg und die Grube Fromm; letztere habe auch das beste
												Erz. 
Nach den Untersuchungen
												wurden im Anschluss an die Grube „Fromm“ Erzvorkommen unter der Ortschaft
												Großenfalz festgestellt und es könne auch an eine Verlegung des Ortes
												Großenfalz gedacht werden, bei einem geschätzten Aufwand von DM 1,0 Mio. Die
												Erzvorkommen “St. Anna“,“St. Georg“ und“ Eichelberg“ seien gute Eisenerze,
												jedoch mit erhöhtem Kieselsäuregehalt, weshalb für die Verhüttung eine entsprechende
												Aufbereitung notwendig sei. Bergwerksdirektor Winkler berichtete sodann über
												die Bohrungen im Bernreuther/ Auerbacher Revier. Das derzeitige Verhältnis bei
												der Förderung in Auerbach sei ein Drittel Braunerz und zwei Drittel Weißerz. 
Mit Blick auf die
												Schachtanlage Annaberg meinte Winkler, dass die Erzvorräte im Grubenfeld der
												Sulzbacher Grube größer sind als bisher angenommen. Karoline könne noch einige
												Jahre fördern, weshalb die Erstellung des Annabergschachtes nicht mehr so
												vordringlich sei. Überdies könnte zwischen den beiden Erzlagern eine Verbindung
												hergestellt werden. Bis 1960 solle der Annaschacht als selbständige Anlage mit
												Seilbahnanschluss fertig sein. Winkler legte dann Zahlen über die seit 1945
												erbohrten und geförderten Erze vor: 
Erbohrte Erze Auerbach /Bernreuth: 2.270.000  to
Erbohrte Erze Sulzbach: 4.735.000 to, Auerbach und
												Sulzbach haben nach 1945 bis Ende 1950 
												gefördert 1.221.018  to. 
Entgegen Winkler`s
												Pessimismus wurde die Fertigstellung des Grubenbetriebs am St. Anna-Schacht schneller
												realisiert und die untertage- und übertage- Anlagen mit einer
												leistungsfähigen  Technik ausgestattet.
												Diese Schachtanlage übernahm nun eine Art Sammelfunktion. Sie sollte fortan die
												Erze des St. Anna -Erzkörpers, des Feldes St. Georg, Großenfalz und auch der
												Eichelberger Lagerstätte fördern. 
Für den Abbau des Erzkörpers
												Großenfalz wurde untertage eine Förderstrecke aufgefahren und damit der
												Transport des Erzes von den kleineren Schachtförderanlagen per Luftseilbahn zur
												Hütte Rosenberg vermieden. (sh. auch MH-Mitteilungen Nr.2/ 1962) Ein langer
												Streckenvortrieb war notwendig, um Großenfalz mit St.Anna zu verbinden. Der
												Durchschlag fand am 19.Mai 1962 statt.
Mit den Erzvorkommen weltweit
												und der Rohstoffpolitik auch unter Einbeziehung der Devisenbewirtschaftung und
												den  Vorgaben der Besatzungsmächte
												befasste sich Professor Wagner. 1949 seien in Westdeutschland 9 Mio to Erz mit
												einem durchschnittlichen Eisengehalt von 26 % gefördert worden. Bei der
												Neuordnung im Bergbau stünden nach überwiegender Meinung eine vertikale
												Gliederung in der Form einer Verbindung von Kohle, Erz und Hütte zur Debatte. 
Wagner meinte abschließend,
												es gäbe keine bessere Kapitalanlage als die, die Erzbasis pfleglich zu
												behandeln und dazu gehöre die Errichtung einer neuen Schachtanlage. 
Im April 1974 gab die Unternehmensleitung der Maxhütte ihre Absicht
												bekannt, die Übertageanlage des Anna-Schachtes den Kommunen zur Einrichtung
												einer Altentagesstätte zu überlassen. Gleichzeitig sollte die Errichtung eines
												überbetrieblichen Ausbildungszentrums geprüft werden.    
Am 31.07.1974 versammelten
												sich die Bergleute der Sulzbacher Grube in der Schachthalle des St. Anna
												-Schachtes. Es ist die letzte Schicht; die Erzvorräte dieses einst so
												leistungsfähigen Bergwerks am Sulzbacher Hausberg sind erschöpft. Zum Zeichen
												der Erinnerung wird ein Förderwagen „ Der Letzte von St. Anna“ nach Schließung
												der Grube in der ehemaligen Schachthalle platziert und blieb bis zur Aufgabe
												des Berufsbildungszentrums dort als Blickfang für Besucher. Von all dem ist
												durch die Baulanderschließung des Anna-Schacht-Areals nichts mehr übrig
												geblieben, nur der Förderturm erinnert noch an den Bergbau.  
Der Erinnerung an den Bergbau dient auch der auf dem Gelände
												der ehemaligen Villa Flick gelegene Schaustollen“Max“, hervorgegangen aus dem
												1940/41 eingerichteten Luftschutzstollen, der auf Anweisung Flick`s 1959 zu
												einem orginalen Bergbaustollen umgewandelt wurde. Um seine Erhaltung,
												Demonstrationsmittel sowie Besucherführungen kümmern sich engagierte Mitglieder
												des Bergknappenvereins Sulzbach-Rosenberg. 
												
© Manfred Leiss
