Bergbau in Sulzbach-Rosenberg


Helmut Heinl Autorenseite
"Leben in der Bergmannssiedlung"
									
								 Der Hängseil
Der HängseilMit
						 dem Daniel, dem Klo unter Tage, hängt der Spitzname Hängseil zusammen. 
						Der ca. 100 Liter fassende Kübel war in einem Verschlag, etwas abseits 
						von der Strecke und musste zum Entleeren zum Schacht transportiert 
						werden. Dazu galt es manchmal, das mit einem Metalldeckel verschlossene 
						Gefäß, wegen seines Gewichts, mit der Pressluft-Seilwinde über einen 
						Blindschacht herab zu lassen. Unten wurde es dann mit einem Wagen zum 
						Förderkorb transportiert.
Deswegen stand der S.
						  unten, wartete ungeduldig auf den Kübel und rief nach oben „wos is nau
						 aitz?, hop aitz, machts amal Hängseil“ (Hängseil = Seil nachlassen). 
						Der Windenführer oben ließ die Winde anlaufen, vielleicht etwas zu 
						schnell. Der Kübel schwang an den Holzausbau - verkantete sich. Der 
						Deckel ging ab und der ungeduldige S. bekam einen großen Schwall aus dem
						 Daniel ab. Außer sich schrie und fluchte er nach oben. Aber da war es 
						schon zu spät. Er konnte sich nur die Kleider vom Leib reißen. Nur in 
						Stiefeln und Unterhose lief er halb nackt, zum Schacht, um aufzufahren. 
						Das erregte natürlich Aufsehen und Gelächter am Füllort. Die Klamotten, 
						wegen des Gestanks, eingepackt in eine Wassermontur, brachten dann die 
						Kameraden aus dem Blindschacht mit. 
Natürlich sprach sich 
						dieser Vorfall wie ein Lauffeuer herum. Der  S. hatte einen neuen 
						Spitznamen, den er gar nicht gerne hörte. 
© Helmut Heinl, 2019
									
								Geschichten über das Bergmannsklo
								