Bergbau in Sulzbach-Rosenberg


Helmut Heinl Autorenseite
"Leben in der Bergmannssiedlung"
									
								Leben in der Bergmannssiedlung
1. Vorgeschichte
2. Nur für Bergarbeiter
3. Selbstversorgung war Ziel – sogar mit Tabak
4. Kraut und Rüben
5. Viele Talente
6. Klein aber mein
7. Gute Nachbarschaft
8. Es ließ sich leben
9. Alltagsleben
10. Das Ständchen spielen
11. Bartlkirwa
12. Schlachtschüssel
13. Lebensmittelversorgung
14. Wirtshaus
15. Krieg macht sich bemerkbar
16. In der Nachkriegszeit ideal für Kinder
17. Winter
 
						 1. Vorgeschichte
1. VorgeschichteBereits
						 1927/28 wurden unter Mithilfe der Maxhütte in der „Siedlung Heimaterde“
						 (hintere Feuerhofsiedlung) Häuser gebaut. Schon vorher waren zwei 
						6-Familienhäuser an der Edelsfelder Straße, zwei 4-Familienhäuser, ein 
						3-Familienhaus gebaut worden, und zwar von einer 
						Siedlungsgenossenschaft, die nur aus Bergleuten bestand (laut 
						Bergamtsakten). Die Häuser sind aber nicht genau bekannt. Weitere Häuser
						 sollen von der Maxhütte um 1940 gebaut worden sein. Nachweise stehen 
						noch aus.
Noch 
						vor dem Zusammenschluss mit Rosenberg, am 1. Juli 1934, wurden in 
						Sulzbach bereits Pläne für die Lerchenfeldsiedlung entwickelt. Gebaut 
						wurde sie aber erst nach dem Krieg.
Die
						 nationalsozialistische Regierung bemühte sich nach der Machtübernahme, 
						wohl schon im Hinblick auf ihre Kriegsabsichten, die Eisenindustrie zu 
						stärken. Adolf Hitler fordert in seiner Denkschrift zum Vierjahresplan 
						die "Unabhängigmachung unserer nationalen Wirtschaft vom Ausland". Dazu 
						gehört natürlich vor allem Eisen und Kohle.
Was
						 die Nationalsozialisten wollten und in den ersten Jahren erreichten, 
						ist in der „Denkschrift der Bayerischen Landesregierung“ zum ersten 
						Vierjahresplan vom März 1937 enthalten. Dazu gehören u. a. der 
						Eisenerzbergbau und der Kleinsiedlungsbau. Begründet wird letzterer 
						damit, dass die Arbeiter wieder mehr Kinder bekommen sollen, eine 
						krisensichere Versorgung mit Lebensmitteln haben und schließlich sei der
						 Siedlungsplan „ein Gebot unserer Wehrhaftmachung“. Da konnte man schon 
						erkennen wo es hingehen sollte.1
2. Nur für Bergarbeiter
In
						 den Jahren ab 1936 wurde deshalb eine reine Bergarbeitersiedlung auf 
						dem Feuerhof geplant und ab 1938 auch gebaut. Dazu wurde eine große Zahl
						 Bergleute aus dem Umland geholt. Sie kamen aus dem Birgland, dem 
						Vilstal oder aus der Umgebung von Königstein und Auerbach (z. B. Kohl 
						Fritz: Eschenfelden; Stöcklmeier Johann: Kastl; Zangl Ludwig: 
						Steininglohe). Alle hatten bereits vorher in den Sulzbacher Gruben 
						gearbeitet, wussten also, was auf sie zukam. Die Nähe zu den Gruben 
						Karoline oder Etzmannsberg machte es den Bergleuten leicht, den Weg zur 
						Arbeit bei jedem Wetter zu Fuß zurückzulegen. Zu den 32 Bergleuten kamen
						 noch 2 Maxhüttenarbeiter.
 Weil
						 nach dem Krieg zahlreiche Akten aus dem Stadtarchiv, soweit sie aus dem
						 Dritten Reich waren, vernichtet wurden, lässt sich der genaue Werdegang
						 bis zum Siedlungsbau nur mehr schwierig rekonstruieren. Sicher ist, 
						dass die Siedlung Feuerhof ausschließlich für Bergleute geplant und 
						gebaut wurde. Sie wurde auch als Bergarbeitersiedlung bezeichnet und von
						 vorneherein so angelegt, dass sich ihre Bewohner Nutztiere halten und 
						so selbst versorgen konnten. Meistens waren das Schweine oder Ziegen. 
						Manche hatten auch eine Kuh. Häufig wurden Hasen und selbstverständlich 
						Hühner gehalten. Um die Tierhaltung zu unterstützen be-kam jeder Siedler
						 beim Einzug ein
Weil
						 nach dem Krieg zahlreiche Akten aus dem Stadtarchiv, soweit sie aus dem
						 Dritten Reich waren, vernichtet wurden, lässt sich der genaue Werdegang
						 bis zum Siedlungsbau nur mehr schwierig rekonstruieren. Sicher ist, 
						dass die Siedlung Feuerhof ausschließlich für Bergleute geplant und 
						gebaut wurde. Sie wurde auch als Bergarbeitersiedlung bezeichnet und von
						 vorneherein so angelegt, dass sich ihre Bewohner Nutztiere halten und 
						so selbst versorgen konnten. Meistens waren das Schweine oder Ziegen. 
						Manche hatten auch eine Kuh. Häufig wurden Hasen und selbstverständlich 
						Hühner gehalten. Um die Tierhaltung zu unterstützen be-kam jeder Siedler
						 beim Einzug ein“Sugerl“.2
						  Die Grundstücke waren, mit durchschnittlich 1000 qm, groß genug, damit
						 ausreichend Obst und Gemüse angepflanzt werden konnte. Die Details sind
						 in der Chronik des Siedlervereins „60 Jahre Siedlergemeinschaft 
						Feuerhof“ nachzulesen.
Quelle: 60 Jahre Siedlergemeinschaft Feuerhof
3. Selbstversorgung war Ziel – sogar mit Tabak
Damit
						 ließen sich - auch für die Maxhütte- verschiedene Ziele erreichen. 
						Einerseits wurden die Bergarbeiter sesshaft gemacht und damit zu einem 
						festen Arbeiterpotenzial des Unternehmens. Die MH war damals ja mit 
						Abstand der größte Arbeitge-ber in der Region. Andererseits konnten die 
						Löhne niedriger gehalten werden, weil die Bergleute durch die 
						Selbstversorgung mit Gemüse und Fleisch nicht auf teure 
						Lebensmittelkäufe angewiesen waren.
 Hans
						 Zangl sagte mir, dass sogar der Tabakanbau im eigenen Garten erlaubt 
						war. Die Blätter wurden am Dachboden getrocknet, anschließend fein 
						geschnitten und in der Pfeife geraucht oder zu Zigaretten gedreht. Dazu 
						hatten sich einige der Siedler Schneidemaschinen gekauft, damit sie mit 
						dem Feinschnitt ihre Zigaretten leichter drehen konnten. Die Bergleute 
						waren damals überwiegend Raucher, egal ob mit Pfeife oder Zigarette, 
						obwohl in den Gruben nicht geraucht werden durfte.
Hans
						 Zangl sagte mir, dass sogar der Tabakanbau im eigenen Garten erlaubt 
						war. Die Blätter wurden am Dachboden getrocknet, anschließend fein 
						geschnitten und in der Pfeife geraucht oder zu Zigaretten gedreht. Dazu 
						hatten sich einige der Siedler Schneidemaschinen gekauft, damit sie mit 
						dem Feinschnitt ihre Zigaretten leichter drehen konnten. Die Bergleute 
						waren damals überwiegend Raucher, egal ob mit Pfeife oder Zigarette, 
						obwohl in den Gruben nicht geraucht werden durfte.Selbst angebauter Grobschnitt
Nachdem
						 die Maxhütte nahezu alle Grundstücke im Raum Sulzbach erworben hatte, 
						unter denen Erz vermutet wurde, war sie auch der größte 
						Grundstücksbesitzer in der Region. So konnte sie an ihre Arbeiter 
						Ackerland verpachten, damit sie Kartoffeln, Getreide und Gras für 
						Ziegen, Kühe und Hasen ernten konnten. Für die Maxhütte also eine 
						praktische Sache.
Es
						 soll aber nicht verkannt werden, dass diese Siedlung auch für die 
						Bergleute Vorteile hatte. Sie waren ihr eigener Herr und mussten nicht 
						irgendwo in Miete wohnen. Da sie weitgehend unter sich waren, gab es so 
						gut wie keine sozialen Spannungen oder keine Probleme mit den Kindern, 
						von denen jede Familie einige hatte.
Außerdem
						 war jeder Bergmann, der acht oder 10  Stunden in Finsternis und 
						schlechter Luft schwer arbeiten musste, froh, wenn er nach 5 Minuten 
						Fußweg zu Hause war, ein gutes Essen auf dem Tisch hatte und sich 
						anschließend um den Garten kümmern konnte.
Der
						 Bergbau gehörte zum Alltagsleben, ebenso die Nachbarschaft, die Nähe 
						zur Grube, die gemeinsame Teilnahme an bergmännischen Festen, häufig der
						 gemeinsame Weg zur Grube, um nur einige Beispiele zu nennen. Das Leben 
						der Bergmannsfamilien in der Siedlung wurde durch die Schichten 
						bestimmt. Hatte der Vater Nachtschicht, durften die Kinder keinen Lärm 
						machen – auch die vom Nachbarn.
Dass
						 man kurz vor jedem Schichtwechsel oft das Schießen unter Tage hörte, 
						wurde schon gar nicht mehr wahrgenommen. Die Siedler glaubten, der Abbau
						 erfolge unter der Siedlung. Richtig ist, dass der Abstand der Siedlung 
						zur Erzgrenze ca. 150 m in 90 m Tiefe (aus Bergbauakten) betrug.
 Viele
						 Bergleute auf dem Feuerhof hatten sich einen Taubenschlag gebaut. Nach 
						der Nacht- oder Frühschicht saßen sie dann oft mit ihren Pfeifen auf der
						 Bank vor dem Haus oder lehnten am Gartentor. Sie sahen ihren Tauben zu 
						und lockten sie mit Körnern. Jeder hatte den Ehrgeiz, die schönsten 
						Tauben oder die besten Flieger zu haben, tauschte oder handelte sie mit 
						anderen Kameraden. Warum gerade die Taubenzucht das Hobby von Bergleuten
						 ist, wurde noch nicht untersucht. Sicher ist nur, dass alle Bergleute –
						 egal ob im Ruhrgebiet, an der Saar oder bei uns – ihre Taubenschläge 
						hatten und sich dabei erholten. Außerdem standen Tauben immer wieder auf
						 dem Speiseplan. Natürlich gab es unter Tage oder bei den Ein- und 
						Aus-fahrten heiße Diskussionen, wer die besten Flieger hatte; und nicht 
						wenige Spitz-namen wie der „Daamguugerer", der" Daam" oder der 
						„Daamkuupf“, rühren von dieser Leidenschaft her.
Viele
						 Bergleute auf dem Feuerhof hatten sich einen Taubenschlag gebaut. Nach 
						der Nacht- oder Frühschicht saßen sie dann oft mit ihren Pfeifen auf der
						 Bank vor dem Haus oder lehnten am Gartentor. Sie sahen ihren Tauben zu 
						und lockten sie mit Körnern. Jeder hatte den Ehrgeiz, die schönsten 
						Tauben oder die besten Flieger zu haben, tauschte oder handelte sie mit 
						anderen Kameraden. Warum gerade die Taubenzucht das Hobby von Bergleuten
						 ist, wurde noch nicht untersucht. Sicher ist nur, dass alle Bergleute –
						 egal ob im Ruhrgebiet, an der Saar oder bei uns – ihre Taubenschläge 
						hatten und sich dabei erholten. Außerdem standen Tauben immer wieder auf
						 dem Speiseplan. Natürlich gab es unter Tage oder bei den Ein- und 
						Aus-fahrten heiße Diskussionen, wer die besten Flieger hatte; und nicht 
						wenige Spitz-namen wie der „Daamguugerer", der" Daam" oder der 
						„Daamkuupf“, rühren von dieser Leidenschaft her.Foto: pixabay
 4. Kraut und Rüben
4. Kraut und RübenDie
						 Freizeit des Bergmanns erschöpfte sich aber nicht beim „Daamguugern“. 
						Während das Gemüse meistens die Frauen anbauten, mussten sich die Männer
						 um den Acker kümmern, Holz sägen und hacken oder den Garten umgraben. 
						Als Gartenfrüchte wurden meist Kartoffeln, Kraut, Kohl und gelbe Rüben 
						angebaut. Außerdem gab es Salat, Spinat, Petersilie und Schnittlauch. 
						Andere Gemüse waren selten. Ferner gab es Johannisbeer- und 
						Stachelbeerstauden und als Obst Äpfel, Birnen und wild gewachsene 
						„Kricherl.“3
						   Das ist eine Art Zwetschgenbaum, die schon vor Baubeginn der 
						Feuerhofsiedlung vereinzelt auf den Grundstücken standen. Selten waren 
						Kirschen- und Pfirsichbäume. Erdbeeren oder empfindliche Pflanzen gab es
						 kaum.
Das 
						angebaute Kraut wurde mit einem, von der Siedlergemeinschaft beschafften
						 Krauthobel fein geschnitten und dann mit Salz und Gewürzen in ein 
						großes Fass aus Holz   oder Keramik eingestampft. Gelbe Rüben und 
						anderes Gemüse wurden im Keller in feuchtem Sand eingeschlagen. Da 
						Hühner im Winter bekanntlich wenig legen, konservierte man Eier in 
						Tongefäßen. Während und kurz nach dem Krieg wurden diese mit Kalkmilch 
						(gelöschter Kalk) gefüllt und später mit Wasserglas. Einen Kühlschrank 
						oder gar eine Tiefkühltruhe gab es damals noch nicht. Der kühlste Raum 
						war der Keller. Das arbeitsreiche Leben war robust und zweckmäßig 
						eingerichtet. Aber es war nicht mit unserem heutigen Komfort 
						vergleichbar.
Quelle: 60 Jahre Siedlergemeinschaft Feuerhof
5. Viele Talente
 Die
						 meisten Siedler halfen sich untereinander mit ihren Kenntnissen. Der 
						eine, wie der Holzenleuchter, verstand sich etwas auf Tierheilkunde und 
						gab Ratschläge, wenn die Ziege oder Kuh kränkelte. Der andere, wie der 
						„Baum Bär“ verstand etwas vom Obstanbau, beschnitt und veredelte Bäume. 
						Die Bergschmiede Edi Großmann, und Johann Dütsch machten Tore und 
						Gitter, schärften stumpfe Äxte. Der Wismet Wolfgang war viele Jahre als 
						geschätzter Metzger für Hausschlachtungen unterwegs. Der Gebhard Jackl 
						machte Schuhe und der Hartmann Girgl konnte Besen binden. Das alles ist 
						längst vorbei. Heute ist nur mehr der Zangl Hans als Obstbauexperte 
						übrig, der Bäume zuschneiden und veredeln kann.
Die
						 meisten Siedler halfen sich untereinander mit ihren Kenntnissen. Der 
						eine, wie der Holzenleuchter, verstand sich etwas auf Tierheilkunde und 
						gab Ratschläge, wenn die Ziege oder Kuh kränkelte. Der andere, wie der 
						„Baum Bär“ verstand etwas vom Obstanbau, beschnitt und veredelte Bäume. 
						Die Bergschmiede Edi Großmann, und Johann Dütsch machten Tore und 
						Gitter, schärften stumpfe Äxte. Der Wismet Wolfgang war viele Jahre als 
						geschätzter Metzger für Hausschlachtungen unterwegs. Der Gebhard Jackl 
						machte Schuhe und der Hartmann Girgl konnte Besen binden. Das alles ist 
						längst vorbei. Heute ist nur mehr der Zangl Hans als Obstbauexperte 
						übrig, der Bäume zuschneiden und veredeln kann.Foto: pixabay
6. Klein aber mein
Die
						 Einrichtung der Häuser war schlicht und zweckmäßig. Die Wohnfläche 
						betrug  etwa 42 qm Quadratmeter, ohne ausgebautes Dachgeschoss. Dazu kam
						 der Keller mit ca. 13 qm. An das Haus waren der Stall mit 9,4 qm und 
						die Holzlege mit Heuboden, ca. 4,5 qm angebaut.4
						  Das Trockenklo lag auf der Gartenseite, der Inhalt der Abortgrube 
						wurde von den Bergleuten selbst ausgeleert und zur Düngung im Garten 
						verwendet. Die Hasenställe standen meistens hinter dem Haus im Garten.
 7. Gute Nachbarschaft
7. Gute NachbarschaftDie
						 nachbarschaftlichen Kontakte in Bergarbeitersiedlungen waren einerseits
						 durch die schwere Arbeit der Männer unter Tage geprägt, andererseits 
						auch durch viele gegenseitige Hilfeleistungen, nach dem Ende der 
						Schicht. Sie reichten vom Ausleihen der Ackergeräte, über Leitern, Sägen
						 bis hin zu Mehl oder Zucker. Man war aufeinander angewiesen, ließ 
						deshalb einen Streit selten zu einer Feindschaft auswachsen und enthielt
						 sich andererseits der Einmischung in das Familienleben der Nachbarn. 
						Und wenn sich die Nachbarsfrauen nicht so recht vertragen wollten, 
						halfen meist die Männer ein wenig nach.5
						  Sie kannten sich von der Grube, wollten ihren Frieden haben, nach der 
						Arbeit. Da gab es dann eher Krach in der eigenen Familie, weil sich die 
						Männer nicht gerne nachsagen ließen, dass die Frau zu Hause das Sagen 
						hatte. So etwas hätte sehr schnell zum Gesprächsstoff unter den 
						Kameraden und zu deftigen Sticheleien führen können.
Die
						 Nachbarschaft war damals noch eine andere als heute. Neben der 
						gemeinsamen Arbeit unter Tage spielte sich das Leben viel mehr in Stall 
						und Garten ab, als heute. Abende wurden- soweit es das Wetter zuließ – 
						noch mit Arbeit im Garten verbracht. Fernsehen war die absolute 
						Ausnahme. Dabei war das Gespräch über den Zaun völlig normal, die 
						Siedler hatten mehr soziale Kontakte als heute.
Quelle: 60 Jahre Siedlergemeinschaft Feuerhof
8. Es ließ sich leben
Die
						 Infrastruktur in der neu gebauten Feuerhofsiedlung war für die damalige
						 Zeit nicht schlecht. Die Straßen waren ordentlich mit Schotter und 
						Schlackensand befestigt, hatten beiderseits Straßengräben und 
						Sinkkästen. Das Regenwasser wurde unterirdisch, in einem Kanal, auf die 
						„Rennerwiese“ geleitet. Dort lief es dann in einem Graben weiter, in 
						Richtung „Spittlholz“. Eine Schmutzwasserkanalisation wurde erst in den 
						Siebzigerjahren gebaut.6
						  Es war eine Straßenbeleuchtung mit sog. Tschakoleuchten auf Holzmasten
						 installiert. Deren Licht reichte aus, um nachts den Weg zu finden und 
						nicht in Pfützen zu treten. Sogar ein Kinderspielplatz war geplant, 
						wurde aber – aus welchen Gründen auch immer – nie gebaut.
9. Alltagsleben
Der
						 Alltag war zweifellos von viel Arbeit geprägt. Neben der Arbeit im 
						Bergwerk musste der Garten bewirtschaftet werden. Für den Winter war ein
						 ausreichender Brennstoffvorrat notwendig, der besorgt, heimgefahren und
						 ofengerecht hergerichtet werden musste. Zahlreiche Siedler halfen 
						zusätzlich bei den Bauern in der Umgebung aus, im Wald, bei der Ernte 
						und im Stall. Bevorzugt waren der Bartl und der Grottenhof.
Neben
						 den Familienfesten gab es wenig große Veranstaltungen. Dazu gehörten 
						die Gartenfeste in den großen Gaststätten, Bastei, Turnhalle, 
						Spitzermühle, oft musikalisch gestaltet von der Bergknappenkapelle. 
						Natürlich wurden das Annaberg- und Frohnbergfest besucht, sowie die 
						Rosenberger und die Großenfalzer Kirwa. Die Kirwan in den umliegenden 
						Orten wurden selten besucht. Man musste ja den Weg dorthin zu Fuß 
						zurücklegen, was mit Kindern bzw. Kinderwagen etwas schwierig war.
 10. Das Ständchen spielen
10. Das Ständchen spielenEin
						 schöner Brauch in den Bergmannsiedlungen, der auch heute noch ausgeübt 
						wird – sofern noch Bergleute dort leben - ist das „Ständchen spielen“. 
						Mitgliedern des Bergknappenvereins, die einen hohen Geburtstag feierten,
						 spielte die Bergknappenkapelle ein Ständchen. Die Erinnerung an die 
						heute „alte Zeit“ wird wach, wenn heute noch, in der Stille des Abends, 
						das Bergmannslied " Glück auf, der Steiger kommt " ertönt. Man hat das 
						Gefühl, hier ist etwas Besonderes im Gang, hält mit der Arbeit inne und 
						lauscht den vom Wind verwehten Klängen. So mag es wohl auch in den 
						sechziger oder Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts schon 
						gewesen sein.
Ständchen beim Kohl Fritz „Schneck“
Die
						 Nachbarn kamen aus ihren Häusern und traten auf die Straße oder kamen 
						gleich zu ihren Nachbarn in den Garten. Die Kinder drängen vorsichtig zu
						 den Musikern hin. Im Sommer stand der Jubilar vor dem Haus, die Frau 
						und die Kinder brachten die Schnapsflasche und die Gläser. Der Vorstand 
						des Vereins gratulierte und dann wurde ein "Stamperl" getrunken.
Als
						 die Feuerhofsiedlung noch ausschließlich von Bergleuten bewohnt war, 
						kamen nicht nur die unmittelbaren Nachbarn, sondern aus einem weiteren 
						Umkreis, gratulierten und tranken ein Gläschen mit. Männer und Frauen 
						kannten sich ja untereinander sehr gut und nützten die Feier zu einem 
						kleinen Plausch.
 11. Bartlkirwa
11. BartlkirwaDafür
						 war die Bartlkirwa ein Fest, das so gut wie alle Feuerhofer besuchten. 
						Beson-ders hoch ging es dort in den Nachkriegsjahren her. Die Jugend 
						hatte einen großen Nachholbedarf. Dazu gibt es eine eigene Geschichte.
Die Faschingsbälle in der Nachkriegszeit waren gut besucht.
Bild: Irma Schaumberger
12. Schlachtschüssel
Zum
						 Schlachten von Schweinen und Schafen kam der Brandmetzger ins Haus. Das
						 war am Feuerhof meistens der Wolfgang Wismet. Geräuchert wurde entweder
						 im eigenen Räucherofen, beim Wismet oder beim „Grunbauern“ am 
						Grottenhof. Hasen und Hühner schlachtete der Familienvater oder der 
						Nachbar.
Dazu wurden die Kinder
						 meist zum Nachbarn geschickt, denn die hatten oft mit den putzigen 
						Tierchen Freundschaft geschlossen und wollten dann das Fleisch nicht 
						essen.
 13. Lebensmittelversorgung
13. LebensmittelversorgungWährend
						 des Krieges waren die Lebensmittel rationiert, aber die Siedlerfamilien
						 konnten sich mit Grundnahrungsmitteln weitgehend selbst versorgen. 
						Gekauft werden mussten Mehl, Zucker, Salz, Gewürze. In den Jahren nach 
						dem Kriegsende wurde die Versorgung schrittweise besser. Es gab fast 
						alles wieder zu kaufen. 
						                                                                                      
Die
						 Versorgung mit Milchprodukten – soweit sie nicht aus der eigenen 
						kleinen Landwirtschaft kamen – war noch schwierig, weil es keine 
						Kühlschränke gab. In der Siedlung (Edelsfelder Straße 6) wurde deshalb 
						eine „Milchstelle“ eingerichtet, in der man Frischmilch und Käse kaufen 
						konnte. Die Milch wurde jeden Tag offen und frisch in großen 
						Aluminium-Kannen vom Milchhof angeliefert. Im Laden wurde sie dann mit 
						einer großen Schöpfkelle (halber und viertel Liter) in die eigenen 
						Milchkannen oder Glasflaschen der Siedler umgefüllt.
Viele
						 andere Artikel, wie Butter, Backsteinkäse oder Hefe zum Backen gab es 
						nur in großen Verpackungen. Sie wurden nach Bedarf portioniert und in 
						Pergamentpapier verpackt. Wie gekühlt wurde, weiß ich nicht, wenn ich 
						mich recht erinnere, lagen auf den Milchkannen Eisblöcke. Später gab es 
						einen sehr großen Kühlschrank, der ebenfalls mit Eisblöcken gekühlt 
						wurde.
Nachdem 
						es zur damaligen Zeit in den Häusern keine Kühlmöglichkeit gab, war das 
						Milchgeschäft auch jeden Sonntag und am 2. Weihnachtsfeiertag zwei 
						Stunden vormittags geöffnet. Die 
						Milchstelle wurde von der Frau des Bergmanns Jo-hann Meidenbauer und 
						später von den Familien Siegmund-Klein betrieben. Nach der Schließung 
						der Milchstelle gab es Milchprodukte im Konsum (Grundstück Silluweit, 
						Glückaufstraße 1) zu kaufen.
Flaschenbier
						 konnte man in der Flaschenbierhandlung Melchner, in der unteren 
						(Siedlung) Glückaufstraße 20 kaufen. Johann Melchner war Bergmann und 
						seine Frau hatte eine Flaschenbierhandlung und verkaufte Zigaretten. Es 
						gab Windsheimer Limonade, einen Kaugummiautomaten, einen 
						Zigarettenautomaten und in späteren Jahren auch Eis. Außerdem betrieb 
						Anna Melchner eine Heißmangel, in der die Bergmannsfrauen ihre 
						Bettwäsche plätten lassen konnten.
Bereits
						 vor dem Krieg soll am Feuerhof eine Zweigstelle des Konsumvereins 
						eröffnet worden sein. 2) Initiator soll der damalige Siedlervorstand 
						Johann Binder gewesen sein, der erste Verkaufsstellenleiter nach 1945 
						sein Sohn Konrad Binder. 
 14. Wirtshaus
14. WirtshausDas
						 Wirtshaus der Bergleute, Handwerker, Rummersrichter und Gallmünzer 
						Bauern war schon immer der Bartl am Feuerhof. Das Lokal mit dem 
						Bauernhof stand zuerst da, wo heute die Straße vom Lohgraben nach 
						Etzmannshof führt. Die Gebäude mussten 1942, wegen gravierender 
						Bergschäden, abgebrochen und an den heutigen Standort verlagert werden. 
						Auch wenn das Wirtshaus in den Grundzügen geblieben ist, haben es die 
						jeweiligen Wirtsleute immer wieder dem zeitlichen Wandel angepasst.
Der
						 Wirt Schorsch Winter war eng mit dem Bergbau verbunden. Er war nicht 
						nur Gastwirt, sondern betrieb eine Land- und Forstwirtschaft, war 
						Fuhrunternehmer und handelte für die Maxhütte mit Holz. Viele Bergleute 
						halfen beim Bartl aus, im Wald, beim Holzmachen oder in der 
						Landwirtschaft. 
						                                                                                                                                                             
 Bis
						 heute gibt es im Wirtshaus den Stammtisch "Saubere Platten und wuchtige
						 Zinken", der 1964 von Feuerhofer Bergleuten gegründet wurde.
Bis
						 heute gibt es im Wirtshaus den Stammtisch "Saubere Platten und wuchtige
						 Zinken", der 1964 von Feuerhofer Bergleuten gegründet wurde.Die
						 Verbindung zum Bergbau ist geblieben. Unter anderem erinnert ein großes
						 Wandbild, mit dem Klenzeschacht und dem dahinter liegenden Bruchgebiet 
						an die mehr als 80 Jahre lange Verbindung zum Bergbau.

Vom
						 Samstagabend, bis in den frühen Sonntagmorgen hielten sich in der 
						Wirtsstube vorwiegend die Bauern aus der Umgebung auf (Lindhof, 
						Gallmünz, Großenfalz, Rummersricht). Es wurde ausgiebig Alkohol 
						konsumiert und dann nicht selten gerauft.
Die
						 Bergleute der Spät- oder Nachtschicht trafen sich unter der Woche, am 
						Nachmittag, zum Kartenspielen oder einfach zur Unterhaltung. Was an 
						Ereignissen nicht schon in der Grube verbreitet worden war, machte hier 
						die Runde. Der eine zog den anderen auf und man nannte sich beim 
						Spitznamen, von denen jeder einen hatte - allerdings nur wenn kein 
						Fremder dabei war.7  Setzte sich ein Nicht-Bergmann an den Tisch wurde das Gespräch beendet.
15. Krieg macht sich bemerkbar
 Die Kriegsauswirkungen machten sich auch in der Feuerhofsiedlung bemerkbar.
Die Kriegsauswirkungen machten sich auch in der Feuerhofsiedlung bemerkbar.Die
						 Söhne vieler Familien wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Auch einige 
						Bergleute wurden, obwohl sie eine kriegswichtige Tätigkeit ausübten, an 
						die Front abkommandiert. Sie wurden teilweise durch Kriegsgefangene 
						ersetzt.
Dem Kriegsende zu 
						hatten fast alle Häuser Einquartierungen von der Wehrmacht. Auch Familie
						 Dütsch hatte einen Soldaten einquartiert. Dieser Mann war zuständig für
						 die Essensversorgung- und Verteilung, der um Sulzbach stationierten 
						Militäreinheiten. Er war 100 %iger Nazi, der bei einem Angriff von 
						Tieffliegern mit dem Gewehr auf die Flugzeuge schießen wollte. Der Vater
						 von Rosa Hartmann hat ihm das ausdrücklich verboten, weil zu befürchten
						 war, dass die Tiefflieger dann auch die Siedlung beschossen hätten.
Mit
						 fortschreitendem Krieg ging dann auch ein Riss durch die 
						Siedlergemeinschaft. Während der letzten Kriegsjahre bestand 
						Verdunkelungspflicht. Nachts durfte kein Licht nach draußen dringen, um 
						den anfliegenden Bombern keine Orientierungshilfe zu geben. Deshalb 
						wurden die Fenster nicht nur mit den vorhandenen Fensterläden 
						geschlossen, sondern zusätzlich mit Decken verhängt. Leider gab es unter
						 den Siedlern Männer, die diese Verdunkelung auch bei ihren Nachbarn 
						kontrollierten. Sie hatten keinen offiziellen Auftrag, aber inoffiziell 
						wusste man, wer es war. Entsprechend vorsichtig war man im Umgang mit 
						ihnen. Denn man musste damit rechnen, dass sie Informationen sammelten 
						und an die NSDAP-Leitung weitergaben. Aus diesem Grund hielt man sich 
						mit Kritik am System zurück. Auch wenn die Sorge und der Abstand zum 
						NS-System mit zunehmender Kriegsdauer immer größer wurde, die meisten 
						Feuerhofer schwiegen, aus Angst vor Repressalien.
Nachdem
						 man Bombenangriffe auf die Maxhütte und das Bergwerk befürchtete, 
						sollte für die Familien der Bergleute und jene, die gerade nicht unter 
						Tage arbeiteten, eine Schutzeinrichtung gebaut werden. Der Schneider 
						Josef Heinl war es, der mit der Stadt Sulzbach im Jahr 1943 eine 
						Vereinbarung traf, dass im sog. Hölzl ein Splittergraben (stets 
						Luftschutzbunker genannt) errichtet werden durfte. Angebotene 
						Gegenleistung war, dass er nach dem Ende der Kriegshandlungen die Steine
						 des Bauwerks behalten konnte. Nach dem Krieg wurde von einigen 
						Siedlern, die Steine brauchten, der Bunker im hinteren Bereich 
						abgebrochen und die Steine abgefahren. Der vordere Teil steht noch 
						heute, ist aber aus Sicherheitsgründen zugemauert.   
Der
						 Bunker selbst wurde zum Glück nicht wirklich benötigt. Die Siedler 
						suchten zwar bei Luftangriffen dort Schutz, aber die Siedlung bekam 
						keine Bombentreffer ab. Die unterhalb der Siedlung liegende 
						„Rennerwiese“ bekam einen Treffer ab, aber es gab nur einen 
						Einschlagtrichter. In der unteren Siedlung sollen beim Einmarsch der 
						Amerikaner auch Granaten eingeschlagen haben, allerdings trafen sie nur 
						die Straße. So entstand an den umgebenden Gebäuden nur wenig Schaden8 .
Da
						 waren die Angriffe der amerikanischen Tiefflieger gefährlicher. Hans 
						Zangl * und Manfred Hausner *1933 konnten sich erinnern, dass dabei 
						Menschen und Pferde getötet wurden. Es handelte sich um einen von 
						Pferden gezogenen Lang-holztransport, der aus Richtung Hahnbach kam. Die
						 Tiefflieger sahen darin wohl ein militärisches Fahrzeug und nahmen es 
						unter Beschuss. Dabei wurden die Männer samt Zugpferden getötet. Den 
						beiden Siedlerkindern blieb in Erinnerung, dass die Pferde von Soldaten 
						notgeschlachtet wurden, die in einigen Häusern einquartiert waren.
Nach
						 dem Einmarsch der Amerikaner waren in einigen Häusern noch Soldaten 
						versteckt. Sie mussten unbedingt die Kleidung wechseln, um als 
						Zivilisten zu er-scheinen. Denn einer der vom Krieg zurückgekehrten 
						Siedler hatte Teile seiner Uniform anbehalten und wurde von den Amis 
						aufgegriffen. Weil sie auch noch eine SS-Tätowierung bei ihm fanden, 
						wurde er als vermeintlicher Widerstandskämpfer abgeführt und unterhalb 
						der Siedlung erschossen. M. Hausner und H. Zangl erinnern sich noch 
						heute an das Bild, als die Ehefrau ihren toten Mann auf dem Handwagen 
						nach Hause zog. Die Siedlung hat in den 85 Jahren ihres Bestehens also 
						auch schreckliche Dinge erlebt. Wir können uns glücklich schätzen, dass 
						seitdem Deutschland in keine Kriege mehr verwickelt wurde.
16. In der Nachkriegszeit ideal für Kinder.
Die
						 Grundstücke waren mit Heckenrosen eingezäunt, die die Buben sehr viel 
						besser abhielten als die heutigen Draht- oder Bretterzäune. Wer einmal 
						in einer „Haifferlstauern“ stecken geblieben ist, weiß das. Die schönen,
						 prall roten Früchte dieser Umzäunungen boten im Herbst dreierlei 
						Möglichkeiten. Sie wurden von den Frauen zu leckerer Marmelade verkocht 
						oder von den Jungen im „Zwiesel“ verschossen. Da konnte man schon einmal
						 ein „Haifferl“ an die Birne bekommen. Tat zwar weh, war aber nicht 
						weiter gefährlich. Die dritte und gemeinste Möglichkeit war, die 
						haarigen Samenkörner jemandem ins Hemd zu stecken. Das juckte 
						fürchterlich, man musste das Hemd ausziehen und sich am besten gleich 
						noch waschen.
Es
						 gab aber auch weniger wilde Beschäftigungen. Der lockere Schlackensand 
						lud zum Spielen ein. Man konnte sehr leicht ein Loch zum Schussern 
						(Huian) graben. Da wechselten dann die heiß begehrten Glasschusser ihren
						 Besitzer. Wer keine hatte, machte sich welche aus Lehm, die allerdings 
						sehr schnell zerbrachen.
Wenn 
						es regnete, wurden Gräben gezogen und die Pfützen miteinander verbunden,
						 bis dann wieder einer hineinsprang und die anderen mit Schlamm 
						vollspritzte. Alle schrien und schimpften auf „die alte Sau“.
 Der
						 beliebteste Spielplatz aber war das Bruchfeld, auch wenn die Eltern das
						 streng verboten hatten. Der zerklüftete und verwilderte Südhang des 
						Etzmannsberges bot echte Abenteuer in jeder Hinsicht, vom Lagerfeuer bis
						 zum Hüttenbau.
Der
						 beliebteste Spielplatz aber war das Bruchfeld, auch wenn die Eltern das
						 streng verboten hatten. Der zerklüftete und verwilderte Südhang des 
						Etzmannsberges bot echte Abenteuer in jeder Hinsicht, vom Lagerfeuer bis
						 zum Hüttenbau.                     Indianer-Wigwam am Bruchfeld, noch ohne Abdeckung mit Zweigen.
Alles
						 war möglich und niemand störte. Das ganze Bruchfeld war mit Seilen 
						abge-sperrt und durch Schilder markiert. Die Kinder kümmerte das nicht.
 Hier
						 gab es unendliche Möglichkeiten für echte Abenteuerspiele und der Reiz 
						der Gefahr spielt natürlich auch mit. Denn an einigen Stellen am 
						Etzmannsberg gab es schon sehr tiefe Klüfte. Warf man dort Steine 
						hinein, konnte man hören wie sie hinab polterten und in der Tiefe 
						aufschlugen. An Wintertagen, mit starkem Frost, zog aus den Spalten der 
						feuchtwarme Nebel herauf und das Gras am Rand war mit Raureif überzogen.
Hier
						 gab es unendliche Möglichkeiten für echte Abenteuerspiele und der Reiz 
						der Gefahr spielt natürlich auch mit. Denn an einigen Stellen am 
						Etzmannsberg gab es schon sehr tiefe Klüfte. Warf man dort Steine 
						hinein, konnte man hören wie sie hinab polterten und in der Tiefe 
						aufschlugen. An Wintertagen, mit starkem Frost, zog aus den Spalten der 
						feuchtwarme Nebel herauf und das Gras am Rand war mit Raureif überzogen.Die
						 Bruchfelder waren ringsum eingezäunt, mit ausgedienten Förderseilen, 
						befestigt an Grubenbahn-Schienen. Schilder warnten mit „Bruchfelder 
						betreten verbo-ten“. Und nicht zu Unrecht, denn es gab schon gefährliche
						 Stellen.
 Fasching um 1960. Da gab es noch viel mehr Kinder in der Siedlung. Im Hintergrund die Stromleitung zur Grube Auerbach.
Fasching um 1960. Da gab es noch viel mehr Kinder in der Siedlung. Im Hintergrund die Stromleitung zur Grube Auerbach.Gefährlicher
						 wurde es, wenn wieder einer der Buben, von seinem Vater einen 
						Karbidbrocken geklaut hatte. Der wurde zerkleinert und ein kleines Stück
						 in eine Blechdose gelegt. Die umgelegte Dose (meistens eine ausgediente
						 Farbdose) hatte vorne einen Deckel und hinten ein kleines Loch. Spuckte
						 man auf den Karbid entstand ein stinkendes Gas, das bei geschlossenem 
						Deckel durch das kleine Loch ausströmte.
Jetzt
						 brauchte man nur noch ein brennendes Streichholz hinhalten, dann gab es
						 einen ziemlichen Knall und der Deckel flog einige Meter weit. An den 
						Karbid war leicht zu kommen, denn jeder der Väter hatte mindestens eine 
						Karbidlampe zu Hause. Sie stand oder hing meistens im Hausgang, 
						Eingangsbereich. Der Karbid, kleine graue Brocken, lag unweit davon in 
						einer Blechdose mit dicht schließenden Deckel.
Was
						 die Eltern ebenfalls nicht wissen durften, war das „Sprengen“ von 
						Platzpatronen. Die von den Amis bei Manövern liegen gelassene 
						Gewehrmunition wurde zunächst aus den Ketten gezogen. Dann wurde auf der
						 Rückseite der Gummi einer Bier-Bügelflasche gespannt und angezündet. 
						Alle liefen weg und hofften, das es möglichst lauf knallte. Das war 
						alles nicht ungefährlich – aber es ist nie etwas passiert.
 17.	 Winter
17.	 WinterKein
						 Zweifel, die Winter waren damals noch wesentlich ausgeprägter als 
						heute. Die Edelsfelder Straße wurde meistens nur einmal am Tag geräumt, 
						die Bergknappen- und Glückaufstraße nur in Ausnahmefällen. Wegen des 
						geringen Verkehrs konnte man auf der Straße problemlos mit dem Schlitten
						 oder mit Skiern fahren.
 Die
						 Schneewehen entlang der Edelsfelder Straße waren oft meterhoch und 
						reich-ten bis in die Hälfte der Fahrbahn. Für uns Kinder der ideale 
						Platz, um oben hinein zu springen und uns unten wieder heraus zu graben.
Die
						 Schneewehen entlang der Edelsfelder Straße waren oft meterhoch und 
						reich-ten bis in die Hälfte der Fahrbahn. Für uns Kinder der ideale 
						Platz, um oben hinein zu springen und uns unten wieder heraus zu graben.Schneewehen Edelsfelder Straße
 Auch auf dem damals noch spärlich bewaldeten Westhang am Bruchfeld ließ sich wunderbar Ski fahren.
Auch auf dem damals noch spärlich bewaldeten Westhang am Bruchfeld ließ sich wunderbar Ski fahren.Vielen
						 Dank an Rosa Hartmann, Manfred Hausner, Martin Lotter und Hans Zangl 
						für ihre Informationen, an Irmi Schaumberger für die überlassenen Fotos.
Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt: Archiv Heinl.
© Helmut Heinl 2023
 
						[1] „Denkschrift
												der Bayerischen Landesregierung“ zum ersten Vierjahresplan vom März 1937
												
												[2]  Chronik „60 Jahre Siedlergemeinschaft
												Feuerhof“, S. 17
												
												[3] Kricherl: Jahrzehntelang als
												störender Baum (der sich über „Wurzelbrut“ sehr gut vermehrt) betrachtet, wurde
												er meist entfernt. Doch einige Kricherlbäume haben in der Siedlung  diese Zeit überlebt. Das Kricherl ist eine
												sehr alte Kulturfrucht, mit kleinen aber wohlschmeckenden Früchten. 
												
												[4] Chronik „60 Jahre
												Siedlergemeinschaft Feuerhof“
												
												[5] Manfred Hausner *1933 + 2022
												
												[6] Wegen der ständigen
												Bergsenkungen wurde die Kanalleitung entlang der B 14 in  Kunststoffrohren hergestellt und auf
												Holzstelzen gesetzt. Ein Teil ist heute noch sichtbar. Damit sie im Winter
												nicht einfroren, mussten sie zusätzlich isoliert werden
												
												[7] Näheres zu dieser
												bergmännischen Besonderheit findet man in „ Der Eisengau“, Band 56/2021
												
												[8] Vgl. „ Der Eisengau“, Band 
								 
						